Mein Bundesfreiwilligendienst in der Pflege
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Ab dem 1. September war ich in einem kleinen Krankenhaus in der Nachbarstadt als Bundesfreiwilligendienstlerin in der Pflege tätig. Es handelte sich um die Nachbarstadt in der ich auch 8 Jahre zur Schule gegangen war. Jeden Arbeitstag parkte ich auf dem Parkplatz, auf dem ich auch am Tag meines Abiballs und meiner Zeugnisvergabe geparkt hatte. Denn das Krankenhaus war direkt neben an. Quasi ein Katzensprung von meiner Schulzeit zu meinem BFD-Lebensabschnitt. Und doch sind die Lebensabschnitte so unterschiedlich gewesen. In diesem Beitrag - der natürlich passend zu meinem letzten offiziellen Tag als Bufdi kommt - erzähle ich dir offen und ehrlich etwas über die positiven und negativen Seiten meines BFDs in der Pflege, sowie den Weg dahin. Falls du auch mit dem Gedanken spielst ein BFD in der Pflege zu machen, gibt es ein paar Tipps dazu.
Achtung Überlänge! Meine Beiträge sind hier eher wie Kurzgeschichten. Alles in Kürze findest du auf Instagram.
↳ Das Vorstellungsgespräch
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Die Vorbereitung auf mein BFD erfolgte allerdings noch in meiner Schulzeit und das doch recht holprig. Denn sie fand genau in der Zeit meiner Vorabiklausuren stattfanden, in der ich nicht unbedingt viel Zeit für Vorstellungsgespräche oder Hospitationen hatte. Da ich ursprünglich an einem FSJ/BFD im Rettungsdienst interessiert war, aber nach längerer Suche nichts passendes in meiner Nähe angeboten wurde, verlagerte sich meine Bewerbung leider genau in diese Zeit. Timing ist manchmal echt alles. Ich bewarb mich bei mehreren Krankenhäusern und bekam von „meinem“ Krankenhaus direkt als erstes eine Einladung zum Vorstellungsgespräch. Mein erstes „richtiges“ Vorstellungsgespräch in meinem ganzen Leben. Ich habe also furchtbar nervös erstmal die Bettenanzahl, den Vorstand und den Pflegeleitsatz auswendig gelernt, um beim Vorstellungsgespräch nichts davon beantworten zu müssen. Auf die einzige Frage, warum denn ausgerechnet ein BFD im Krankenhaus antwortete ich nur stotternd, dass ich mich gerne sozial engagieren und hinter die Kulissen des Krankenhauses blicken möchte, da ich mich für die Medizin interessierte. Dann wurde ich noch gefragt wo ich denn gerne hin wollen würde: auf die Notaufnahme, die Station oder in den OP. Ich muss ehrlich sagen, dass ich auch wirklich gerne in die Notaufnahme gegangen wäre, allerdings waren bereits zwei Bundesfreiwillige dort eingeplant und somit hätte ich mich gegen eine davon durchsetzen müssen. Das war auch keine schöne Option für mich. Also entschied ich mich schlussendlich doch für die Station, mit dem Hintergedanken so schon die 3 Monate Pflegepraktikum für ein potenzielles Medizinstudium sammeln zu können. So änderte sich mein Plan also von Rettungsdienst in Notaufnahme in Pflege auf Station.
↳ Meine Hospitation
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Am Ende des Gespräches fiel dann noch: „Gut dann machen wir einen Termin aus an dem du hospitieren kannst.“ Ohne Witz ich hatte das Wort „hospitieren“ noch nie gehört und es standen erstmal ein paar Fragezeichen in meinem Gesicht. Das es Probearbeiten bedeuten sollte, wurde mir dann erst später klar. Den Tag meiner Hospitation sollte ich selbstverständlich auf der Station absolvieren, die auch potenziell meine Station in Zukunft werden sollte. Meine Station habe ich mir damals also nicht ausgesucht, sondern sie wurde mir von der Pflegedirektion zugeteilt. Ich wurde also auf die besagte Station geschickt, um von der Bundesfreiwilligen vor mir alles gezeigt zu bekommen. Diese war allerdings krank und somit nicht da. Also wurde ich nach kurzer Begrüßung zu einer examinierten Krankenschwester gebracht, die den Job übernehmen sollte. Ich nenne sie hier mal „Anne“. Anne war auch eigentlich der einzige und entscheiden Grund, warum ich mich für diese Station entschieden habe. Sie war so herzlich und sypathisch, sie hatte direkt mein „OMG-es-gibt-noch-Menschen-die-einen-begeistern-können“-Gefühl ergattert. Denn ich durfte bei ihr Blutzucker messen üben und auch direkt an den Patienten unter ihrer Aufsicht ausführen. Das war für mich in dem Moment (überspitzt dargestellt) fast so wie eine OP durchführen zu dürfen. Dann beim Verbandswechsel das Bein halten, noch anderen Krankenschwestern in den Finger piksen und das mit der super netten Schwester „Anne“ an der Seite. Nichts hätte mich besser überzeugen können als genau auf dieser Station mein BFD zu machen. Es war also besiegelt. Die anderen Vorstellungsgespräche und Zusagen sagte ich ab. Nachdem ich ein Vorstellungsgespräch beim Träger des BFDs überstanden hatte, konnte ich bald meinen Vertrag unterschreiben. Am 1. September da sollte das Ganze losgehen!
↳ Die Station und das Team
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Auf meiner Station arbeiteten fast nur Frauen; examinierte Kräfte (Krankenschwestern und Gesundheits- und Krankenpflegerinnen) und nicht-examinierte Kräfte (Pflegeassistentinnen und manchmal für ein paar Wochen auch Auszubildende). Der einzige Hahn im Korb war unser Chef. Pflege war also auch bei mir auf Station eine absolute Frauendomäne. Ein Fakt der nicht immer einfach für mich war, da diese Tatsache verursachte, dass es schon gehäufter zu zickigen Bemerkungen und Lästereien besonders im Bezug auf unsere Nachbarstation kam. Selbstverständlich gab es aber auch Schwestern, die so lieb waren, dass ich sie am liebsten beim Abschied nicht mehr losgelassen hätte. Insgesamt war das Gemeinschaftsgefühl aber sehr gut. Ich habe mich von der Mehrzahl der Schwestern als Teammitglied aufgenommen gefühlt. Es gab aber auch Schwestern, die mir eher das Gefühl von: "Du bist hier um die niederen Aufgaben zu machen." gaben. Aber sowas erlebt man ja überall, wenn man Praktikant ist und noch keine Qualifikationen vorweisen kann.
Die beiden Fachrichtungen meiner Station waren „Innere Medizin“ und „Allgemein Chirurgie“. Grob laienhaft erklärt gab es also bei uns alles was mit Leber, Galle, Bauchspeicheldrüse, Magen oder Darm zu tun hat. Das bedeutete für die Pflege besonders in den Wintermonaten viel Bauchschmerzen, genug Toilettenstühle, Pampers und besonders ältere hilfsbedürftige Herrschaften. Dazu kamen auch noch viele Isolationen, denn Magen-Darm oder der berühmte Noro-Virus sind nun mal ansteckend. Isolationen bedeuteten also: Der Patient musste alleine liegen, jedes mal wenn man das Zimmer betrat musste man sich mit Kittel, Mundschutz und Handschuhen bewaffnen. Das Problem: Es war furchtbar heiß unter den Kitteln. Der Schweiß lief einem also nach kurzer Zeit den Rücken herunter. Da ich noch nie auf einer Station mit einer anderen Fachrichtung gearbeitet habe, kann ich euch leider keine Fachrichtung empfehlen - mit der Mischung der Fachrichtungen meiner Station war ich allerdings überhaupt nicht unzufrieden.
↳ Meine Aufgaben
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Meine Aufgaben waren doch recht vielfältig. Mir wurde je länger ich da war mehr zugetraut und desto mehr Aufgaben hatte ich auch. Natürlich war das schön, dass mir soviel Vertrauen geschenkt wurde. Ich muss allerdings sagen, dass es auch teilweise durch den Personalmangel und Zeitdruck entstand, dass ich mal Dinge machen durfte, die ich vorher noch nicht durfte. Selbstverständlich wurde es dadurch auch stressiger, da mehr von mir erwartet wurde und ich meine Aufgaben nun mal gut und dazu möglichst schnell erledigen wollte. Dieser Erwartungsdruck, dass ich immer motiviert und sofort da sein sollte, war teilweise nicht immer einfach. Ich habe mich dadurch aber auch selbst sehr gestresst, da ich eine Person bin, die immer gerne die Menschen um sich herum zufrieden stellen möchte. Eine nicht ganz einfache Eigenschaft, die teilweise auch dazu führen kann mal ausgenutzt zu werden. Mein Tipp an euch also, seit immer höflich und freundlich zu den Schwestern, aber wenn ihr merkt, dass man euch ausnutzen will, dann sagt auch mal nein.
↳ Das durfte ich
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- morgendliches Waschen von Patienten (von Ganzkörperwäsche bei bettlägerigen Patienten bis zur bloßen Begleitung zum Waschbecken)
- Patienten begleiten/schieben (ob zur Toilette oder zu einer Untersuchung)
- Patienten helfen den Toilettenstuhl/Urinflasche/Bettpfanne zu benutzen
- Patienten "frisch machen" (Windeln wechseln, neue Kleidung anziehen...)
- zu den Klingeln gehen und die Wünsche der Patienten erfüllen (wenn Patienten klingelten ging es von "Wie mache ich den Fernseher an?" bis zu "Können sie mich bitte von der Infusion abstöpseln?")
- Anreichen (Patienten beim Essen und Trinken helfen, z.B. bei Schluckstörungen)
- Entlassungen (Koffer packen, Zimmer putzen)
- Aufnahmen (Station und den Ablauf erklären, das Stammblatt ausfüllen: eine meiner liebsten Aufgaben, da es nah an ein Arzt-Patienten-Gespräch herankommt und man schon mal die Grundinformationen der Patienten erfragt und sich einen ersten Eindruck verschafft).
- Putzen (Schränke/Zimmer/Arbeitsräume/Küche)
- Küche (Tisch decken, Abwasch)
- Essen/Kaffee austeilen
- einfache Verbände/Pflaster
- teilweise Dokumentationen
- Auffüllen (die Schränke mit Windeln etc. auffüllen)
- Stuhl- und Urinproben fertig machen
- Botengänge (Blutproben in das Labor bringen, Medikamente von anderen Stationen holen...)
- Vitalzeichen messen (Puls, Blutdruck, Temperatur, (Blutzucker))
- Vorbereitungen (Isozimmer, OP-Tabletts, Infusionen/Spritzen (nur unter Aufsicht))
↳ Das durfte ich (alleine) nicht
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- sedierte oder Notfallpatienten alleine schieben/begleiten
- Medikamente/Spritzen verabreichen
- Perfusor bedienen
- Ports anfassen
- Blut abnehmen/Braunülen legen
- Großteil der Dokumentation
↳ Meine Erwartungen und Vorstellungen
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Schichtdienst
Rückblickend meine Erwartungen zu reflektieren ist doch etwas schwierig. Da ich eben jetzt weiß wie es ist. Ich glaube aber, dass meine Vorstellungen sehr von dem was ich tatsächlich gemacht habe abgewichen sind. Ehrlich gesagt muss ich sagen, dass der Vergleich zwischen meinen Vorstellungen und der Realität summiert doch leicht negativ ausfällt. Ich in meiner jugendlichen Blauäugigkeit hätte nie gedacht, dass ich mal 11 Tage am Stück arbeiten müsste. 38,5 Stunden klingen erstmal nett, dass es aber auch auf 11 Tage am Stück hinaus laufen kann war mir nicht wirklich bewusst. Vor allem die körperliche und auch psychische Beanspruchung beim stressigen Dienst Nummer 11 war schon eine Nummer (Es gab auch Wochen an denen ich illegalerweise mehr Tage am Stück gearbeitet habe. Personalmangel in der Pflege ist echt ein großes Thema). Vorher bewusst war mir aber, dass ich auch am Wochenende und an Feiertagen arbeiten musste. Wie das dann aber tatsächlich war, war auch wieder etwas ganz anderes. Arbeiten zu müssen, wenn andere Weihnachten feiern, andere in der Disko sind oder andere schon längst Feierabend haben war schon ein komisches Gefühl. Auch Einladungen absagen zu müssen an denen jeder kann, der keinen Schichtdienst hat war immer ein ziemlich blödes Gefühl. Beim Gedanken an mein Sozialleben stellte ich mir dann schon mal die Frage: „Bekommst du überhaupt alles mit? Gehörst du noch dazu? Siehst du deine Freunde oft genug, sodass du sie noch Freunde nennen kannst? Lebst du zu sehr in deiner eigenen Welt?“ Mein Sozialleben ist durch den Schichtdienst also schon sehr eingeschränkt gewesen. Auch wenn sich natürlich immer der Bekanntenkreis nach der Schule - ob mit oder ohne Schichtdienst - radikal minimiert. Es war schon etwas anderes wenn man mit dem Schichtbetrieb lebt und jedes zweite Wochenende im Frühdienst arbeitete. Trotzdem war es das alles wert, denn den Schichtdienst kennen zu lernen (besonders wenn man später mal als Ärztin durch die Krankenhausgänge spazieren möchte) ist meiner Meinung nach ein Muss. Ein netter Pluspunkt ist übrigens, dass man Menschen die hauptberuflich im Schichtdienst arbeiten besser verstehen kann. Man weiß wie das ist und hat somit viel mehr Verständnis. Verständnis was manchen Menschen leider fehlt.
Personalmangel
Eine Sache die ich so nie erwartet hätte möchte ich hier auch noch kurz anbringen. Es lastet so ein enormer Druck auf dem Pflegepersonal. Teilweise kommen Schwestern krank zur Arbeit, weil sie "das Team" nicht im Stich lassen wollen, da die Besetzung an diesen Tagen sowieso schon so schlecht ist. Abgesehen davon das die Ansteckungsgefahr hoch ist, ist die Konzentration wenn man halb krank zur Arbeit geht auch nicht besonders hoch. Das in so einem Job in dem Krankenschwestern eine so große Verantwortung haben, ist echt nicht tragbar. Ich will hier niemanden verurteilen, der krank zur Arbeit gekommen ist. Auch ich selbst hatte oft ein schlechtes Gewissen, wenn ich mal nicht einspringen konnte oder krank zu Hause bleiben musste. Der einzige Punkt warum ich das hier schreibe ist, dass am Personalmangel in der Pflege DRINGEND etwas getan werden muss und diesen Eindruck habe ich schon, obwohl ich "nur" 9 Monate dort tätig war
Einblicke/Erfahrungen sammeln
Eine andere Vorstellung war, dass ich noch mehr Untersuchungen und noch mehr von den Ärzten mitbekäme. Ich hatte selbstverständlich nicht erwartet, dass ich jetzt das breitgefächerte medizinische Fach präsentiert bekommen, aber so ein bisschen: „Komm geh doch mal mit zur Koloskopie und schau dir das an.“ hätte ich schon erwartet. Das ernüchternde Resultat ist leider, dass ich ein paar mal beim Röntgen dabei war und beim Ultraschall, zweimal beim EKG, dreimal bei einer Echokardiographie, bei einer Koloskopie und sonst nirgendwo. Kein LuFo, keine TEE, geschweige denn eine OP. Ich war eben eine Arbeitskraft und fest in das Team eingeplant. Mein Praktikantendasein kam da leider manchmal etwas zu kurz. Was zugeben leider auch an meiner Art lag, da ich mich an den vielen stressigen Tagen nicht getraut hatte zu fragen, ob ich denn mal zuschauen darf. An den nicht so stressigen Tagen, an denen ich meinen Mund aufbekam, durfte ich aber trotzdem ein paar Dinge sehen und für diese wunderbaren Momente bin ich trotzdem sehr dankbar. Mein Rat an euch ist dennoch, fragt einfach. Macht es besser als ich. Es ist nichts blöder als sich am Ende zu ärgern, dass man es vielleicht doch hätte sehen können. Mehr als: "Nein, wir brauchen dich hier." kann euch nicht passieren. Zudem zeigt es nur euer Interesse an der Pflege und der Medizin.
Berührungsangst/Schüchternheit
Berührungsangst oder Angst, dass ich irgendwie nicht mit Blut, Urin oder Stuhlgang umgehen könnte hatte ich vorher eigentlich nicht. Sicher war das alles erstmal etwas völlig neues und ungewohnt, man gewöhnt sich aber super schnell daran - macht euch keine Sorgen. Ich selbst bin in fremden Umgebungen immer sehr schüchtern, aber habe mich schnell daran gewöhnt Smalltalk mit den Patienten zu halten und hatte auch keine Angst sie zu berühren oder eigentlich unangenehmen Situationen zu meistern.
↳ Meine schönsten Momente
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Falls ihr mir auf Instagram @planvoll folgt, kennt ihr bereits diesen Abschnitt aus meinem Beitrag zum halben Jahr BFD. Mein erster schönster Moment war, als mir das Blutdruck messen beigebracht wurde. Mit Stethoskop und Blutdruckmessgerät in der Hand fühlte ich mich einfach wie ein Tausendstel Arzt. Als ich dann das Gerät auch noch einsetzten konnte, den Herzschlag hören und nach verhältnismäßig langem Üben die richtigen Werte am Ende ablesen konnte - wunderbares Gefühl. Wie ein Neunhundertneunundneunzigstel Arzt. Das war aber nicht der einzige wunderbares-Gefühl-Moment in diesen neun Monaten. Meinen zweiten Moment bescherte mir mein danach Lieblingsarzt. Bei einem Ultraschall eines Patienten sprach er mich an, was ich denn für meine berufliche Zukunft so im Sinn hätte. Das war das erste Mal, dass sich je ein Arzt für mich interessiert hatte. Dementsprechend positiv überrascht war ich auch. Als er mich dann noch ermutigte, am Medizinstudiums-Ding dran zu bleiben und den Medizinertest zu schreiben, hatte er mein Herz schon gewonnen. Dieser Arzt war - wie könnte es auch anders sein - auch für meinen dritten Moment zuständig. In der Annahme ich solle ihm beim Redon ziehen nur assistieren (was ich auch schon mega cool gefunden hätte), drückte er mir einfach das Skalpell und die Pinzette in die Hand und ich durfte unter seiner Anleitung den Faden durchtrennen und den langen Schlauch aus dem Bauch ziehen. Was hab ich da nur gegrinst. Dass er sich sogar an meinem letzten Tag persönlich von mir verabschiedete, hat ihn für immer in meine imaginäre Liste der besten Ärzte bringen. Aber auch ein anderer Arzt sorgte in ganz kurzer Zeit für einen Glücksgefühl-Tag. Dieser erkälte mir beim Ultraschall so gut wie alles und das mit einer Begeisterung! Das hättet ihr erleben müssen. Nicht zu vergessen, ist der Tag an dem ich nach 8 Monaten endlich mal bei einer Darmspiegelung dabei sein durfte. Meinen letzten schönsten Moment verursachte schließlich jemand ganz anders und zwar eine Patientin, die ich sehr lieb gewonnen hatte. Eine kleine liebe etwas demente Omi, über 90, die am Tag ihrer Entlassung überglücklich mich noch zu sehen umarmte, mir einen Kuss auf die Hand gab und sagte: „Vergessen sie mich nicht. Denken sie an mich. Ich werde auch an sie denken.“ Da ging mir das Herz echt auf und ich sage euch diese liebe Person werde ich wirklich nie wieder vergessen.
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↳ Meine letzten wichtigen Worte
Heute ist der 31. Mai und mein offiziell letzter Tag als Bundesfreiwilligendienstlerin. Auch wenn ich nun schon etwas länger Urlaub habe, ist es nun neun Monate her, dass ich furchtbar nervös das Krankenhaus zum ersten Mal betrat. Fast neun Monate ist es her, dass ich irrtümlich morgens auf die falsche Station gelaufen bin und den peinlichsten Moment in meiner ganzen BFD-Zeit erlebt habe. Wenn ich mir heute meinen Beitrag zu den ersten Tagen durchlese muss ich durchgehend schmunzeln. Neun Monate war ich Bufdi auf meiner Station und arbeitete im Schichtdienst in der Pflege. Es gab vielfältige schöne, traurige, stressige, entspannte und auch manchmal scheinbar aussichtslos furchtbare oder wunderbare Momente. Ich konnte so viel Erfahrung sammeln und in dieser eigentlich doch recht kurzen Zeit wurde fast alles zur Routine. In meinem Lebenslauf und in meinen Unibewerbungen steht nun „Bundesfreiwilligendienst in der Pflege“.
Auch wenn mein BFD an manchen Stellen viel von mir abverlangt hat, kann ich sagen, dass dieser mich von meinem Wunsch Ärztin zu werden nicht abgebracht hat, sondern diesen verstärkt hat. Ich kann jedem der auch diesem Wunsch nachgeht nur empfehlen einmal in die Welt der Pflege hinein zuschnuppern - besonders als Freiwilliger. Nirgendwo sonst bekommt ihr (ohne eine Ausbildung zu beginnen) so einen intensiven ungeschönten praktischen Einblick hinter die Kulissen eines Krankenhauses.
Eins möchte ich letztendlich noch klar stellen. Krankenschwester zu sein ist so viel mehr, als anderen Leuten den Popo abputzen. Krankenschwestern haben eine große Verantwortung im Umgang mit den Patienten und sind großen Belastungen ausgesetzt. Gute Krankenschwestern sind nicht weniger wert als gute Ärzte. Sie verdienen viel mehr Anerkennung in der öffentlichen Meinung. Ich habe größten Respekt vor jedem der als Krankenschwester arbeitet oder eine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger macht. Solltest du das nächste mal einer Krankenschwester begegnen - ob als Patient oder als Angehöriger - dann bedanke dich einfach mal für die Arbeit die sie tun. Du wirst ihnen damit einen Lächeln auf die Lippen zaubern, denn so viele vergessen diese Art von Wertschätzung einfach.
planvoll